Startschuss für das erste ELLIS-Institut in Tübingen
Winfried Kretschmann und Hans-Werner Hector unterzeichnen Fördervereinbarung
Das ELLIS-Institut wird in den kommenden zehn Jahren von der Hector Stiftung mit insgesamt 100 Millionen Euro gefördert. Damit wird das Cyber Valley Ökosystem um ein Institut ergänzt, das international rekrutierten und hoch qualifizierten Forschenden größtmögliche Freiräume und außergewöhnlich attraktive und flexible Rahmenbedingungen bietet. Das ELLIS-Institut wird aufgrund dieser Rahmenbedingungen auch international als ein besonders attraktives Angebot wahrgenommen werden. Ziel ist es, wissenschaftliche Talente aus der Spitzenforschung für einen Wechsel nach Baden-Württemberg zu gewinnen. Das Land Baden-Württemberg gibt weitere 25 Millionen Euro dazu und wird zusätzlich zu seinem bisherigen Engagement im Cyber Valley die bauliche Unterbringung sowie die Administration für das ELLIS-Institut bereitstellen. Mit dem ELLIS-Institut entsteht damit in Baden-Württemberg für die Erforschung der künstlichen Intelligenz (KI) ein neuer europäischer Leuchtturm mit Modellcharakter.
„Mit dem ELLIS-Institut zünden wir die nächste Stufe im Cyber Valley. Wir machen dieses Institut zu einem Knotenpunkt im gesamten ELLIS-Netzwerk, einem Netzwerk, in dem sich Spitzenforscherinnen und -forscher aus ganz Europa zusammenfinden. Dies mit genau einem festen Standort: dem Cyber Valley hier bei uns in Baden-Württemberg. Das ELLIS-Institut wird künftig die besten Köpfe der Wissenschaft aus aller Welt anziehen – die Stars der Szene, aber genauso unseren wissenschaftlichen Nachwuchs“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Wer ans ELLIS-Institut kommt, den erwartet dort größtmögliche Beinfreiheit, bestmögliche Ausstattung, ein inspirierendes Netzwerk aus Wirtschaft und Wissenschaft und die heißesten Themen der KI-Szene. Mit der großzügigen Förderung der Hector Stiftung von 100 Millionen Euro über die nächsten zehn Jahre wird ELLIS ein echtes Forschungs-Eldorado in Baden-Württemberg.“
Der Stifter Dr. h. c. Hans-Werner Hector begründet sein Engagement für das ELLIS-Institut so: „KI wird zur Schlüsseltechnologie für viele Forschungsbereiche wie Medizin, Produktionsprozesse, Klimaschutz und Verkehr – um nur einige zu nennen. Aufgrund der unterschiedlichsten Anwendungsbereiche wird unser Leben zukünftig stark von ihr beeinflusst. Deutschland sollte im Forschungsbereich KI eine wichtige Rolle einnehmen. Daher möchten wir mit unserer Stiftung diese Entwicklung unterstützen.“
Private Finanzierung kann öffentliche Forschung entscheidend voranbringen
„Das ELLIS-Institut macht aus einem europäischen Top-Standort für künstliche Intelligenz nun den Top-KI-Standort in Europa: Hier kommen Erfahrung und Vision zusammen und treffen auf die herausragende Unterstützung von Hector Stiftung und Land – wir werden das neue ELLIS-Institut mit 25 Millionen Euro unterstützen. Mit diesen einmaligen Rahmenbedingungen wird es uns gemeinsam gelingen, im Wettbewerb um die besten Köpfe ganz vorne mitzuspielen“, betonte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
Bernhard Schölkopf, der als Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen maßgeblich an der Gründung von Cyber Valley 2016 und dem Europäischen Laboratorium für Lernen und Intelligente Systeme (ELLIS) zwei Jahre später beteiligt war, wird dem neuen ELLIS-Institut als Gründungsdirektor vorstehen. „Zukünftige Systeme werden mit der Komplexität der Welt umgehen, indem sie aus Beobachtungen lernen – von der Astronomie über die Klimaforschung bis hin zur Medizin. Um diese zu gestalten, haben wir das Cyber Valley und die ELLIS-Initiative gegründet. Ich war sehr dankbar für die Gelegenheit, mich mit Dr. Hans-Werner Hector umfassend über diesen Paradigmenwechsel austauschen zu können, und ich bin nun dankbar für seine großzügige Unterstützung. Seine Vision und Tatkraft fallen hier auf fruchtbaren Boden. Ich hoffe, dass das ELLIS-Institut viele talentierte Menschen nach Baden-Württemberg bringen wird, weit über unsere Grenzen hinaus ausstrahlt, und zu einer KI beiträgt, die auf unseren europäischen Werten beruht“, sagte Schölkopf.
„Es ist großartig, dass die Hector Stiftung mit der außerordentlich großzügigen Förderung des ELLIS-Instituts ihr Engagement am Forschungsstandort Tübingen weiter ausbaut“, ergänzte Rektor Engler. „Schon mit dem 2014 gegründeten Hector Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen zeigte die Stiftung, dass sie zukunftsweisende Akzente für die Profilbildung des Standorts zu setzen vermag und bewies, dass zusätzliche private Finanzierung öffentliche Forschung entscheidend voranbringen kann. Das ELLIS-Institut ist ein wichtiger Schritt, um den Standort Tübingen in der europäischen Spitze eines Forschungsfeldes zu positionieren, das für die weitere Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft von essentieller Bedeutung ist. Zudem wird ELLIS wesentlich dazu beitragen, das Cyber Valley Ökosystem dauerhaft zu einem Leuchtturm in der EU und darüber hinaus zu etablieren.“
Cyber Valley in Tübingen wird weiter ausgebaut
Vor wenigen Wochen hatte die Landesregierung Baden-Württembergs mit einer Investition von 180 Millionen Euro den Weg freigemacht für den Ausbau des Cyber Valley Campus am Standort Tübingen um mehrere Gebäude. Eines dieser geplanten Gebäude („Cyber Valley III“, Maria-von-Linden-Straße 8) wird künftig unter anderem die Heimat des ELLIS-Instituts sein. Mit Cyber Valley – einem zentralen Element der KI-Strategie des Landes – wird seit 2016 in einer gemeinsamen Initiative von Wissenschaft und Wirtschaft in Kooperation mit dem Land Baden-Württemberg und der Max-Planck-Gesellschaft ein international führender Forschungsstandort im Bereich des maschinellen Lernens, des maschinellen Sehens und der Robotik aufgebaut. Cyber Valley ist mit seinen Standorten in Stuttgart und Tübingen bereits an seinem fünften Geburtstag im Dezember 2021 eine der größten Forschungskooperationen Europas im Bereich der künstlichen Intelligenz. Exzellente Grundlagenforschung wird mit interdisziplinärer und industrieller Forschung und einer lebhaften Gründerszene zu einem Innovationsökosystem zusammengeführt.
Der Forschungsschwerpunkt in Tübingen liegt auf dem Aufbau lernender Systeme, die der Vielseitigkeit und Robustheit natürlicher intelligenter Systeme nahekommen. Viele KI-basierte Anwendungen sind auf ein spezifisches Problem festgelegt, funktionieren aber nicht mehr, wenn sich dieses Problem verändert. Sie können keine kausalen Zusammenhänge erkennen. In Tübingen wird an Ansätzen geforscht, diese Lücke zu schließen.
ELLIS-Institut soll die weltweit besten KI-Talente anziehen
Eines der Ziele in Tübingen ist es auch, mit dem neuen ELLIS-Institut eine Forschungseinrichtung zu gründen, die die weltweit größten Talente im Bereich des maschinellen Lernens anzieht und hält. Mit den „Hector Endowed ELLIS Fellowships“ werde es künftig noch besser möglich, hoch qualifizierte und weltweit begehrte Forschende aller Karrierestufen anzuziehen, größtmögliche Freiräume sowie flexible Rahmenbedingungen zu bieten. „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sollen bestmögliche Bedingungen geboten werden, um zukunftweisende Grundlagenforschung zu betreiben und mit ihrer Forschung zu Durchbrüchen in Anwendungsgebieten beizutragen“, so Schölkopf.
Die geförderten Hector Endowed ELLIS Fellows finden in Cyber Valley eine hervorragende Forschungsumgebung und leistungsstarke Wirtschaftsunternehmen vor. Insbesondere ist eine enge Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme (MPI-IS) und der Universität Tübingen vorgesehen, etwa in Form von gemeinsamen Berufungen, Promotionen und bei der Nutzung von Infrastruktur. MPI-IS und Universität betreiben heute bereits das gemeinsam von Bund und Land geförderte KI-Kompetenzzentrum Tübingen AI Center, eines der fünf KI-Kompetenzzentren Deutschlands.
Dem ELLIS-Institut in Tübingen sollen weitere Institute im Rahmen der ELLIS-Initiative an anderen Standorten in ganz Europa folgen. Ziel von ELLIS ist es, langfristig eine pan-europäische Forschungsorganisation aufzubauen, die es mit den führenden KI-Standorten weltweit aufnehmen können und deren Institute jeweils als Nukleus eines hochgradig innovativen lokalen Ökosystems fungieren.
Über ELLIS:
Das Europäische Laboratorium für Lernen und Intelligente Systeme (ELLIS) soll die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen KI nachhaltig sichern, indem es das Fachwissen von Spitzenforscher:innen auf dem Gebiet des maschinellen Lernens und verwandter Gebiete auf dem gesamten Kontinent bündelt. Die Ende 2018 gegründete ELLIS-Initiative hat sich schnell zu einem paneuropäischen Netzwerk entwickelt, das 34 Forschungseinheiten an erstklassigen Einrichtungen in 20 Ländern umfasst, darunter vier in Baden-Württemberg (Freiburg, Heidelberg, Stuttgart, Tübingen). Derzeit gibt es 14 ELLIS-Forschungsprogramme sowie ein pan-europäisches Doktorandenprogramm, das im September 2020 gestartet ist. Mit diesen und weiteren Initiativen wollen die Mitglieder des ELLIS-Netzwerks Exzellenz in der Grundlagenforschung fördern. Dies wird europäische Wissenschaftler:innen in die Lage versetzen, die technologische und gesellschaftliche Revolution des 21. Jahrhunderts mit menschenzentrierter, nutzbringender KI aktiv zu gestalten.